Design aus Belgien · STYLED HOME INTERIORS

Design aus Belgien

Zwei Design-Experten geben exklusiv für STYLED HOME OBJECTS einen Einblick in die blühende Designszene Belgiens.

Beim Thema «Designstarke Länder», denken viele sofort an Italien, Dänemark oder Frankreich – Belgien wird selten genannt. Was gemäss sehr schade ist, denn dieses Land südlich der Niederlande ist reich an Kreativität, talentierten Designern und Architekten. Höchste Zeit also für eine Horizonterweiterung!

 

Connie Hüsser 

Connie Hüsser, Objects with Love

Connie Hüsser lebt und atmet Design. Die Interior Stylistin konzipiert und kuratiert Ausstellungen für Vitra, ist als Interieur-Stylistin für Desede, Artek, Vaarnii und für ihr eigenes Label Objects with Love tätig. Ausserdem schreibt sie seit zwanzig Jahren für das Schweizer Magazin annabelle und steht Unternehmen beratend zur Seite. 2019 wurde Connie Hüsser vom Bundesamt für Kultur mit dem Grand Prix Design für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Connie, du bist bekennender Fan der belgischen Design-Szene. Verrätst du uns den Grund?
Zum ersten Mal wurde ich auf die belgischen Design-Welt in den 1990er Jahren aufmerksam. Ich verkehrte damals in der Avantgarde-Szene, war schwarz gekleidet, hatte ein weiss geschminktes Gesicht und war fasziniert von der legendären belgischen Designer-Clique bestehend aus Ann Demeulemeester, Veronique Branquinho, Walter van Beirendonck, Dries van Noten und Martin Margiela. Nach einer Prêt-à-Porter Show von Ann Demeulenmeester in Paris – ich sass in der ersten Reihe – war das Feuer dann komplett entfacht.

Bist du danach öfters nach Belgien gereist?
Ja, ich bin oft nach Belgien gereist aus privaten und beruflichen Gründen.  Oft auch mehrere Wochen am Stück. Die Mischung aus Mode, Architektur, Design, Galerien, Vintage-Geschäften, Museen, Backsteingebäuden und den besten Pommes Frites der Welt war und ist einzigartig.

Was hattest du beruflich mit Belgien zu tun?
Ich durfte eine Ausstellung mit dem Gesamtwerk des Designers Maarten van Severen im Zürcher Showroom von Vitra kuratieren und gestalten. Zum ersten Mal wurde sein gesamtes Schaffen ausserhalb Belgiens in einer Ausstellung gezeigt. Diese entstand in Zusammenarbeit mit der Familie van Severen und dem Designer Fabian Schwärzler. 2018 hatte ich dann an der Biennale Interieur in Kortrijk meine erste Ausstellung mit Objects with Love, hier präsentierte ich 48 Jungdesigner.

Wie würdest du belgisches Design generell beschreiben?
Die belgischen Designer sind lebendig, mutig, frei und neugierig, und sie fördern ihre eigene Design-Szene. Belgien ist zum einen ein Föderalstaat mit vier Sprachregionen, eine konstitutionelle Monarchie. Zum anderen profitiert es dank den vielen Einwanderern sowie seinen Nachbarländern Frankreich, Holland und Deutschland von spannenden Einflüssen: Das relativ kleine Land ist bei jungen Künstlern sehr angesagt, weil es im Zentrum von Europa liegt und es noch viel Raum gibt, um sich kreativ zu verwirklichen.

Und was macht das Produktdesign aus?
Die belgischen Produktdesigner verstehen das Spiel von modernem Minimalismus und opulenten Überlagerungen. Farbe, Form und Textur stellen sie einander gegenüber. Architektur hat einen starken Einfluss auf die Entwürfe, dabei ist die Mischung aus Kunst und Funktionalität prägend. Bei den Materialien sprechen wir von Porzellan, Ziegel, Stahl, Holz oder Aluminium. Der Einrichtungsstil ist auch ganz eigen. Ich mag den belgischen Mut zur Farbe, eine Melancholie gepaart mit Kreativität. Sie kombinieren nonchalant Vintage und moderne Möbel – optisch zusammengehalten wird alles von der typisch belgischen Ziegelsteinwand.

Welche Designerinnen und Designer sollte man unbedingt auf dem Radar haben?
Zuallererst unseren Schweizer Export Christoph Hefti. Es gibt viele spannende Künstler und Galerien. Ich stelle Euch eine Liste zusammen: Vincent Van Duysen, Sylvain Willenz, Christoph Hefti, Julien Renault, Harvey Bouterse, Marina Bautier, Frisbee Ceramica, Joost van Vecht, Kersten Geers und David van Severen, Maniera Gallery, Valerie Traan Gallery, Pierre Marie Giraud Gallery, Design Museum Gent, Brut_Collective, Linde Freya Tangelder, Muller van Severen.

www.objectswithlove.ch

 

Dieter Van Den Storm

 

Dieter Van Den Storm

Dieter Van Den Storm ist Journalist, Kurator und Kommunikationsexperte im Bereich Design und lebt in Brüssel. Van Den Storm ist auch der neue Kreativdirektor des MAD Brussels, eine belgische Mode- und Designplattform.

Wie würdest du belgisches Design beschreiben?
Im Gegensatz zum skandinavischen oder italienischen lässt sich belgisches Design in seiner Fülle nur schwer mit wenigen Worten zu beschreiben. Es ist extrem kreativ und hat eine Aversion gegen Routine. Ich würde nicht von der “Belgischen Schule” sprechen, sondern eher über Generationen von unabhängigen Designern, die alle ihre eigene Handschrift haben.

Ist das belgische Design in allen Bereichen gleich stark? Also in Mode, Produktdesign und Architektur?
Ja, dank unseren zwei führenden Modeschulen, der Fashion Academy in Antwerpen und La Cambre in Brüssel, haben wir unsere vielseitigen Talente in die ganze Welt hinausgesandt. Raf Simons, Kreativdirektor bei Prada, ist nach wie vor unser Nationalheld, wenn es um Mode aus Belgien geht. Im Bereich der Architektur gibt es Büros mit internationaler Anerkennung wie beispielsweise OFFICE KGDVS, welches das wunderschone Solo House in Nordspanien gebaut hat.  

Wo liegen die Wurzeln des belgischen Designs?
Es ist sehr schwierig den Stil zu beschreiben und ich würde nicht sagen, dass unsere Art zu entwerfen in einer bestimmten Tradition verwurzelt ist.

Welches sind die Stärken und Schwächen des belgischen Designs?
Die Kunst- und Design-Affinität ist sehr präsent in Belgien. Es ist ein starker und stabiler Markt. Unsere Schwäche ist definitiv die Absenz einer grossen Industrie. Wie haben nur kleine Möbelmanufakturen.

Welche Designer sind gerade angesagt?
Zwei mit internationaler Anerkennung sind Muller Van Severen und Vincent Van Duysen.

Aber es gibt eine ganze neue Generation – dazu gehören Sep Verboom, ein Designer mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Linde Freya Tangelder, die experimentell arbeitet und sehr vielversprechend ist. Ein weiterer junger Designer auf meinem Radar ist Maarten De Ceulaer.

Was wünschst du dir für die Zukunft des belgischen Designs?
Für unsere Designer wünsche ich mir internationale Anerkennung und das sie weiterhin unabhängig und in ihrem Tempo arbeiten können und ihre Experimentierfreude nicht verlieren.

Verrätst du uns zum Schluss deine Top 3-Liste belgischer Museen?
In Belgien sind wir sehr mit Galerien und Museen verwöhnt. Du findest mich regelmässig im BOZAR, dem Zentrum für bildende Kunst in Brüssel und im WIELS, Zentrum für zeitgenössische Kunst. «The place to be» für Design-Sammler ist die Galerie MANIERA ebenfalls in Brüssel.

www.dietervandenstorm.be

 

Schale von Michael Schuybroek

Belgisches Design von When objects work

when objects work produziert exklusive Objekte, die von führenden Architekten und Designern entworfen wurden, deren Design einfachen Formen, Nützlichkeit und zeitloser Ausdrucksweise teilen. Alle Objekte werden mit authentischen Materialien und Handwerkskunst hergestellt.

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